Was ist das Bretton-Woods-Währungssystem?
Das Bretton-Woods-System war ein historisches Wechselkurssystem, das nach der Konferenz von Bretton Woods (New Hampshire, USA) im Juli 1944 eingeführt wurde. Ziel dieses Systems war es, das weltweite Währungschaos zu beenden, das durch die Große Depression und den Zweiten Weltkrieg entstanden war. Es bildete den Grundstein für die Nachkriegs-Weltwirtschaftsordnung.
Die Grundlagen des Bretton-Woods-Systems
- Feste Wechselkurse: Die teilnehmenden Länder vereinbarten, ihre Währungen an den US-Dollar zu binden, der wiederum mit einem festen Kurs von 35 US-Dollar pro Feinunze an Gold gekoppelt war.
- Goldstandard-ähnliches System: Die USA verpflichteten sich, Dollarreserven der Zentralbanken anderer Staaten jederzeit in Gold umzutauschen.
- Internationale Zusammenarbeit: Zur Überwachung und Unterstützung der Stabilität wurde der Internationale Währungsfonds (IWF) gegründet. Er sollte Länder in Zahlungsbilanzschwierigkeiten unterstützen und Wechselkursanpassungen ermöglichen, falls wirtschaftliche Ungleichgewichte auftraten.
Ziele des Systems
- Wirtschaftliche Stabilität: Die festen Wechselkurse sollten Währungsschwankungen reduzieren und den internationalen Handel fördern.
- Verhinderung von Abwertungswettläufen: Durch die Bindung an den US-Dollar sollten Staaten von wettbewerbsverzerrenden Abwertungen abgehalten werden.
- Förderung des Wiederaufbaus: Nach dem Zweiten Weltkrieg unterstützte das System den Wiederaufbau der zerstörten Volkswirtschaften Europas und Japans.
Herausforderungen und Zusammenbruch
Das Bretton-Woods-System funktionierte in den ersten Jahren nach seiner Einführung relativ stabil. Ab den 1960er-Jahren traten jedoch zunehmende Probleme auf:
- Ungleichgewicht der Zahlungsbilanzen: Die USA hatten aufgrund hoher Militärausgaben (z. B. Vietnamkrieg) und ihres Handelsbilanzdefizits Schwierigkeiten, ihre Verpflichtung zur Golddeckung des Dollars aufrechtzuerhalten.
- Goldknappheit: Die globalen Dollarreserven überstiegen bei weitem die Goldbestände der USA. Dies führte zu einem Vertrauensverlust in die US-Währung.
- Politische Spannungen: Länder wie Frankreich forderten die USA auf, ihre Dollarreserven in physisches Gold umzuwandeln. Dies verschärfte die Krise.
Der Nixon-Schock
Am 15. August 1971 setzte der damalige US-Präsident Richard Nixon die Goldbindung des Dollars aus. Dies markierte das Ende des Bretton-Woods-Systems. Die Weltwirtschaft wechselte anschließend zu einem System freier Wechselkurse.
Bedeutung des Bretton-Woods-Systems
Das Bretton-Woods-System prägte die globale Wirtschaftsordnung für fast drei Jahrzehnte. Es legte den Grundstein für internationale Organisationen wie den IWF und die Weltbank, die bis heute eine zentrale Rolle im Weltfinanzsystem spielen. Sein Zusammenbruch markierte den Übergang zu einer neuen Ära der Globalisierung, die durch flexible Wechselkurse und eine zunehmende Liberalisierung des Kapitalverkehrs gekennzeichnet ist.
Lehren aus Bretton Woods
Risiken von Überdehnung: Die Dominanz einer Währung (hier des US-Dollars) kann langfristig Schwächen im System hervorrufen, wenn das Vertrauen in die Deckung verloren geht.
Währungsstabilität als Grundlage des Handels: Feste Wechselkurse können Stabilität schaffen, sind jedoch anfällig, wenn sie nicht durch ausreichende Ressourcen gedeckt sind.
Internationale Zusammenarbeit: Die Institutionen von Bretton Woods zeigen die Bedeutung von globaler Koordination in der Wirtschaftspolitik.
